Gruseliger Spielspass
Des Belmont Clans Geschichte
Wir reisen zurück ins düstere Europäische Mittelalter. Leon Belmont, der Protagonist dieser Geschichte ist auf der Suche nach seiner Verlobten Sara, welche von Dämonen entführt worden ist. Eifrig durch den Wald stapfend, auf dem Weg zum Schloss des Grafen Walter Bernhard, wo Leon Sara vermutet, trifft er auf den Alchemisten Rinaldo. Rinaldo wohnt in der Nähe des Schlosses in einer kleinen Hütte und rät Leon davon ab in das Schloss zu gehen. Wie es sich aber für einen Helden gehört, kann Leon natürlich nicht einfach so aufgeben und beschließt sich trotz aller lauernder Gefahren in das Schloss zu begeben. Da Rinaldo ja nicht herzlos ist, steht er ihm mit allen Mitteln zur Seite und überreicht dem Helden eine magische Peitsche, die er fortan als Waffe benutzen kann. Zudem ist er weiterhin als Ratgeber und Händler in seiner Hütte vor dem Schloss erreichbar.
Erleben Sie, wie die legendenumwobene Geschichte von Castlevania wirklich begann und wo das Vampirjägergeschlecht derer von Belmont seinen Ursprung nahm.
Die Castlevania-Serie von Konami nahm schon auf dem NES in den 90-er Jahren ihren Anfang und wird bis heute mit viel Erfolg und noch ohne Ende in Sicht weitergeführt. So bekam auch der GBA ganze drei Castlevania’s spendiert, welche Fans und Kritiker gleichermassen überzeugen konnten. In diesem Review möchte ich mich dem dritten Teil widmen, der unter dem Namen ‚Aria of Sorrow’ vor ca. zwei Jahren erschienen ist.
Für diejenigen, die noch nie ein Castlevania Spiel gespielt haben, werde ich zuerst einmal erklären, worum es in dieser Serie grundsätzlich geht und was dessen Hauptmerkmale sind.
Die meisten Castlevania-Spiele gehören dem Genre ‚2D Action-Adventure’ an und werden in der Seitenansicht gespielt. Das Spielgeschehen eines jeden Castlevania-Spiels findet in Draculas Schloss statt, das von Horden von mehr toten als lebendigen Gegnern überflutet ist. Mit darunter sind Fledermäuse, Skelette in allen Variationen, und jede Menge Zombies. Durch dieses Schloss muss man sich nun als ein mit einer Peitsche bewaffnetes Mitglied der Familie Belmont (die auf Vampirjagd spezialisiert ist) kämpfen, mit dem Ziel Dracula aufzuspüren und zu besiegen. Dabei ist dieses Schloss in verschiedene Bereiche geteilt, an deren Ende jedes Mal ein Endgegner aufwartet.
Die Hauptmerkmale eines Castlevania-Spiels sind eine unheimliche Atmosphäre, eine packende Story und auch einige RPG-Elemente wie beispielsweise die Möglichkeit euren Charakter aufzuleveln oder das Benutzen von Magie benötigender Gegenständen.
‚Aria of Sorrow’ nimmt im Jahre 2035 in Japan seinen Anfang und ihr begleitet eure Freundin Mina zur ersten totalen Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts (was natürlich nicht ganz mit der Realität übereinstimmt, wie aufmerksame Zocker bemerken werden). Doch schon auf dem zu lange erscheinenden Weg werdet ihr von einem beunruhigenden Gefühl heimgesucht und das auch zu Recht: In dem Moment der pechschwarzen Dunkelheit verliert ihr euer Bewusstsein und als ihr wieder aufwacht, steht vor euch das düstere, Unheil verkündende Schloss Draculas. Von da an ist es eure Aufgabe, einen Fluchtweg für euch und Mina zu finden; nur so seid ihr noch zu retten.
Bei ‚Aria of Sorrow’ hat man das Gameplay älterer Castlevania-Spiele erweitert und sogar auch ein wenig abgeändert. Die ersten ins Auge fallenden Änderungen sind, dass eurer Protagonist Soma Cruz einerseits nicht der Belmont-Familie angehört, andererseits auch nicht die bis jetzt in allen Castlevania-Spielen als Hauptwaffe verfügbare Peitsche besitzt. Anfangs seid ihr zwar nur mit einem kurzen Messer ausgerüstet, mit der Zeit werdet ihr aber immer stärkere Waffen finden, die ihr jederzeit beliebig wechseln könnt. Die einzelnen Waffen unterscheiden sich nicht nur in der Stärke, sondern auch in der Reichweite. Im Gegensatz zum Hammer hat die Pistole bspw. eine sehr grosse Reichweite, richtet dafür aber nicht sehr viel Schaden an.
Neben den Waffen sind noch jede Menge Kleidungsstücke versteckt, die euch mehr Schutz vor gegnerischen Angriffen geben und jede Menge Tränke, die dazu dienen, eure Lebensenergie wieder zu erfrischen oder euch von einem Fluch zu erlösen.
Viele dieser Gegenstände kann man auch in einem Laden kaufen, der jedoch erst im Laufe des Spiels eröffnet wird.
Eine weitere Änderung gegenüber den Vorgängern ist das Seelensystem: Ein besiegter Gegner hinterlässt manchmal seine Seele, die seine Fähigkeit auf dich überträgt. Diese Seelen sind in vier Kategorien eingeteilt: Geschoss-Seelen, Schutz-Seelen, verzauberte Seelen und Fähigkeits-Seelen. Während die Geschoss-Seelen als mehr oder weniger effektive Waffe gegen Gegner eingesetzt werden können, umhüllen euch Schutz-Seelen mit einer magischen Schutz-Aura. Mit verzauberten Seelen könnt ihr einen Effekt auf euren Protagonisten erzielen (wie z.B. die Fähigkeit auf der Wasseroberfläche zu gehen), der solange andauert, bis ihr diese Seele wieder abwählt. Die (sehr seltenen) Fähigkeits-Seelen verleihen euch, wie der Name schon sagt, eine bestimmte Fähigkeit, die meistens dazu dient, in einen bestimmten Bereich zu kommen. So braucht man zum Beispiel die Fähigkeit, einen Luftsprung auszuführen, um auf eine hoch gelegene Plattform zu kommen, die in einen neuen Bereich führt. Die Verwendung von Geschoss- und Schutz-Seelen zieht euch eine bestimmte Menge Magie von eurer Magie-Leiste ab, die sich im Gegensatz zu Lebenenergie-Leiste mit der Zeit wieder von selbst auffüllt. Die Anzahl an Seelen ist enorm gross, da jedem der über hundert (!) Gegnern eine Seele zugeteilt ist.
Wenn ihr einen Gegner besiegt habt, bekommt ihr eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten, mit denen ihr, wenn ihr genug davon besitzt, euren Charakter aufleveln und verschiedene Eigenschaften wie Stärke, Konsistenz oder Glück verbessern könnt.
Das einzige Ziel des Spiels ist das Schloss zu erforschen. So bekommt ihr keine Aufträge wie z.B. in Metroid, sondern müsst einfach immer weiter in das Schloss vordringen. Wenn ihr Select drückt, wird eine übersichtliche Karte aufgerufen, die alle schon betretenen Räume anzeigt. An der oberen rechten Ecke wird zudem auch in Prozenten angezeigt, wie viele Räume ihr schon entdeckt habt.
An bestimmten Stellen eures Abenteuers trefft ihr auf verschiedene Personen, mit denen ihr ein Gespräch führt, das die Story weiter antreibt. Die Story ist sehr gut gemacht, was sich auch dadurch zeigt, dass es weder eine eindeutig gute noch eine eindeutig böse Seite gibt: Personen, denen ihr anfangs vertraut habt, entwickeln sich im Laufe des Spiels zu euren schlimmsten Gegnern und Personen, die anfangs böse erscheinen, werden bald einmal zu euren treusten Freunden. Und am Schluss werdet ihr bemerken, dass ihr auch nicht der seid, für den ihr euch gehalten habt; doch zuviel möchte ich euch nicht verraten, spielt das Spiel selbst durch, dann wisst ihr es.
Wenn einem die Lebensenergie ausgeht, darf man beim zuletzt betretenen Speicherraum wieder neu starten. Doch glücklicherweise ist es trotzdem möglich, jederzeit abzuspeichern, auch wenn gerade kein Speicherraum in Sicht ist. Man kann jedoch einen Spielstand, der nicht bei einem Speicherraum abgesichert wurde, nur einmal laden, was zeigt, dass man peinlichst genau darauf geachtet hat, dass Cheaten unmöglich ist.
‚Aria of Sorrow’ ist nicht sehr schwer, aber auch nicht zu einfach. Ich konnte fast alles beim ersten Mal schaffen und bin nur selten Game Over gegangen, doch habe ich mich auch nie unterfordert gefühlt. Wer das Spiel zu leicht findet, kann es nach dem ersten mal Durchspielen in einer schwierigeren Version (diesmal sogar mit Peitsche ausgerüstet) versuchen, was die ohnehin schon hohe Spielzeit nochmals um Einiges erhöht.
Bei ‚Aria of Sorrow’ kann nicht nur der spielerische Aspekt überzeugen, sondern auch der technische. Die 2D-Graphik ist sehr detailliert und es gibt viele atemberaubende Effekte zu bewundern wie zum Beispiel wuchernder Nebel oder spritzendes Blut beim Besiegen von Gegnern (weswegen es mich schon sehr wundert, dass das Spiel ab sechs Jahren freigegeben ist). Der Sound hat bei mir schon manchmal für Gänsehaut gesorgt und ist hauptsächlich für die unheimliche Atmosphäre des Spiels zuständig. Für jeden Bereich gibt es eine andere Hintergrundmelodie. Während man beim einen schräg klingende Orgeltöne präsentiert bekommt, ertönen beim andern rockige Gitarrenklänge.
Fazit: ‚Aria of Sorrow’ ist meiner Meinung nach das beste Castlevania-Spiel für den GBA und kann fast auf ganzer Linie überzeugen – einzig und allein könnte man bemängeln, dass das Gameplay ein wenig zu linear ist, doch ansonsten wird euch von Konami ein Spiel präsentiert, das fast keine spielerische Schwächen aufweist. Als GBA-Besitzer darf man sich diesen gruseligen Spielspass auf keinen Fall entgehen lassen.